
Einleitung#
Die IT-Infrastruktur befindet sich im Wandel. Angesichts steigender Lizenzkosten bei etablierten Anbietern wie VMware und geopolitischer Veränderungen suchen viele Unternehmen nach Alternativen im Open-Source-Bereich. Proxmox Virtual Environment (PVE) und OpenStack sind zwei der prominentesten Open-Source-Lösungen für Virtualisierung und Cloud-Infrastruktur.
Dieser Artikel fasst die Inhalte einer detaillierten dreiteiligen YouTube-Videoreihe zusammen, die beide Plattformen umfassend vergleicht. Die Reihe beleuchtet Installation, Clustering, Nutzer- und Rechteverwaltung, GPU-Support sowie Netzwerk-, Storage- und Backup-Lösungen.
Warum dieser Vergleich relevant ist#
Die Videoreihe erklärt, warum der Vergleich zwischen Proxmox und OpenStack besonders relevant ist. Traditionelle Virtualisierungslösungen werden zunehmend teurer, während gleichzeitig der Bedarf an skalierbarer, automatischer Infrastruktur wächst. Open-Source-Alternativen bieten nicht nur Kostenvorteile, sondern auch die Sicherheit, dass die Technologie nicht durch Herstellerentscheidungen obsolet wird.
Marktveränderungen#
Die Reihe hebt folgende Marktveränderungen hervor:
- VMware-Lizenzkosten haben sich teilweise verzehnfacht
- Geopolitische Entwicklungen fordern digitale Souveränität
- Nutzer erwarten Self-Service-Infrastruktur
- GPU-Ressourcen werden für KI und ML benötigt
Proxmox Virtual Environment - Die klassische Virtualisierungslösung#
In der Videoreihe wird Proxmox Virtual Environment (PVE) als klassische Virtualisierungslösung vorgestellt. PVE ist eine Debian-basierte Distribution, die speziell für Virtualisierung entwickelt wurde. Sie vereint KVM für Virtualisierung, LXC für Container und Ceph für Software-defined Storage in einem schlanken Monolith.
Stärken von Proxmox#
Einfache Installation und Administration Die Reihe betont, dass Proxmox sich in wenigen Minuten installieren lässt. Eine ISO-Datei, ein USB-Stick und ein Monitor genügen. Nach der Installation steht eine vollständige Weboberfläche zur Verfügung, die alle Metriken und Verwaltungsoptionen bietet.
Hyper-konvergente Infrastruktur Laut der Videoreihe ermöglicht Proxmox es, Storage, Compute und Virtualisierung auf denselben physischen Servern zu betreiben. Die Ceph-Integration macht eine separate Storage-Infrastruktur überflüssig.
Robuste Clustering Ein Proxmox-Cluster mit drei oder mehr Nodes lässt sich in wenigen Minuten aufbauen. Live-Migration von VMs zwischen Nodes funktioniert zuverlässig, und HA-Gruppen sorgen für automatische Wiederherstellung bei Hardware-Ausfällen.
OpenStack - Die Private Cloud Plattform#
Die Videoreihe stellt OpenStack als Private Cloud Plattform vor. OpenStack ist ein Framework aus mehreren Modulen, die zusammen eine vollständige Cloud-Infrastruktur bilden. Es handelt sich nicht um einen Monolithen, sondern um ein Ökosystem von Services wie Nova (Compute), Neutron (Network), Cinder (Block Storage), Swift (Object Storage) und Keystone (Identity).
Stärken von OpenStack#
Mandantenfähigkeit und Multi-Tenancy In der Reihe wird erklärt, dass OpenStack die Workload-Ebene vollständig von der Infrastruktur-Ebene trennt. Mehrere Mandanten können dieselbe Hardware nutzen, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen.
Skalierung und Automatisierung OpenStack ist für hyperscale-Umgebungen ausgelegt. Die Infrastruktur lässt sich vollständig über APIs automatisieren und als Code verwalten.
Umfassende Netzwerkfunktionen Neutron bietet Software-defined Networking mit VXLAN, EVPN und Security Groups. Projekte sind durch Overlay-Netzwerke vollständig isoliert.
Detaillierter Vergleich der Kernbereiche#
In der Videoreihe werden beide Plattformen in acht Kernbereichen detailliert verglichen.
Installation und tägliche Administration#
Proxmox:
- Installation: 10-15 Minuten
- Weboberfläche mit vollständigen Metriken
- Updates über GUI möglich
- Geeignet für Umgebungen bis ~100 VMs
OpenStack:
- Komplexere Installation mit mehreren Services
- Proof-of-Concept vor Produktion empfohlen
- Skaliert besser ab 1000+ VMs
- Höherer initialer Aufwand, langfristig effizienter
Clustering und Hochverfügbarkeit#
Proxmox:
- HA-Gruppen und Affinity-Regeln
- Live-Migration und Failover
- Einfache Verwaltung über Webinterface
OpenStack:
- Regions und Availability Zones
- Host Aggregates für unterschiedliche Hardware
- Affinity/Anti-Affinity für VM-Platzierung
- Komplexere, aber mächtigere Optionen
Nutzer- und Rechteverwaltung#
Proxmox:
- Lokale und LDAP/AD-Integration
- Pool-basierte Rechtevergabe
- Keine Quotas - Vertrauen in Nutzer erforderlich
OpenStack:
- Projekt-basierte Multi-Tenancy
- Rollen und Quotas pro Projekt
- Vollständige Isolation zwischen Mandanten
- Ideal für Multi-User-Umgebungen
GPU-Support#
Beide Lösungen unterstützen GPUs für Virtualisierung:
Proxmox:
- Einfache PCI-Passthrough-Konfiguration
- Ressource Mapping für automatische Zuweisung
- Live-Migration mit GPU möglich (bei identischer Hardware)
OpenStack:
- GPU-Flavors für standardisierte Zuweisung
- Automatische Ressourcenallokation
- Besser für Multi-User-Szenarien
Netzwerk#
Proxmox:
- Klassische Bridges und SDN (Software-defined Networking)
- VXLAN und EVPN Support
- Einfache Konfiguration für typische Setups
OpenStack:
- Vollständige Netzwerkabstraktion
- Security Groups und Load Balancer
- Floating IPs und virtuelle Router
- Cloud-typische Netzwerkisolation
Storage#
Proxmox:
- Native Ceph-Integration
- Hyper-konvergente Setups möglich
- NFS, iSCSI, und andere Standards
OpenStack:
- Cinder (Block), Swift (Object), Manila (File)
- Umfangreiche Storage-Optionen
- Dedizierte Treiber für Enterprise-Storage
Backup und Disaster Recovery#
Proxmox:
- Proxmox Backup Server mit Deduplizierung
- VM-Snapshots und vollständige Backups
- Verschlüsselung und Retention Policies
OpenStack:
- Infrastructure as Code macht Backups teilweise obsolet
- Snapshots möglich, aber komplexer
- Agent-basierte Backup-Lösungen empfohlen
Infrastructure as Code#
Proxmox:
- Terraform-Provider verfügbar
- Weniger ausgereift als OpenStack
- Geeignet für Infrastructure as Code
OpenStack:
- Vollständige API-Abdeckung
- Terraform, Ansible, Heat Templates
- Git-basierte Infrastrukturverwaltung
- Multi-Team-Entwicklung möglich
Einsatzempfehlungen aus der Videoreihe#
Wann Proxmox wählen?#
Die Reihe empfiehlt Proxmox für folgende Anwendungsfälle:
- Kleine bis mittlere Infrastrukturen (< 100 VMs)
- Einfache Administration gewünscht
- Hyper-konvergente Setups
- Drop-in-Replacement für bestehende Virtualisierung
- Teams mit begrenzten Ressourcen
Wann OpenStack wählen?#
OpenStack wird in der Videoreihe für diese Szenarien empfohlen:
- Große Infrastrukturen (100+ VMs)
- Multi-Mandanten-Umgebungen
- Self-Service für Fachabteilungen
- Hohe Automatisierungsanforderungen
- Universitäten, Forschungseinrichtungen
- Unternehmen mit verteilten Teams
Fazit der Videoreihe#
In der Videoreihe wird betont, dass Proxmox und OpenStack keine direkten Konkurrenten sind, sondern unterschiedliche Anwendungsfälle bedienen. Proxmox glänzt durch Einfachheit und Robustheit für klassische Virtualisierungsszenarien. OpenStack bietet die Foundation für moderne Cloud-Infrastrukturen mit vollständiger Automatisierung und Multi-Tenancy.
Die Reihe schlussfolgert, dass die Wahl von der Größe der Infrastruktur, den Skalierungsanforderungen und dem Grad der gewünschten Automatisierung abhängt. In vielen Fällen lohnt sich eine Evaluation beider Lösungen, um die optimale Plattform für spezifische Anforderungen zu finden.
Die Videoreihe als Quelle#
Dieser Artikel fasst die Inhalte der dreiteiligen YouTube-Videoreihe “Neue Ära der Virtualisierung - Proxmox & Openstack im Vergleich” zusammen:
Wim Bonis ist CTO bei Stylite AG und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Open-Source-Infrastrukturlösungen und Enterprise-Virtualisierung.